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Rinden-
und holzbrütende Käfer im Zusammenhang mit der
Buchenkomplexkrankheit
Horst Delb, Forstliche Versuchs-
und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
(Kurzfassung eines Vortrages anlässlich
eines Symposiums zur Buchenkomplexkrankheit am 16. und 17. August 2001
in Prüm)
Die aktuellen Buchenschäden in Rheinland-Pfalz
gehen nach bisherigen Beobachtungen mit starkem Befall durch holzbrütende
Käfer, insbesondere Bohrkäfer (Hylecoetus dermestoides) und
Laubnutzholzborkenkäfer (Trypodendron domesticum), einher. Die Schäden
konnten bisher mit der Buchenschleimflusskrankheit in Verbindung gebracht
werden. Im Rahmen dieser seit langem bekannten Komplexkrankheit treten
die genannten holzbrütenden Käfer bekanntermaßen in der
Folge von Rindennekrosen auf, die durch Buchenwollschildlaus- und Rindenpilzbefall
ausgelöst werden können. Der Käferbefall führt zur
Entwertung der befallenen Stämme.
Seit Sommer 2001 wird auch an Buchen ohne
die beschriebene Symptomatik der Komplexkrankheit massiver Befall durch
holzbrütende Käfer beobachtet. In den Forstämtern Saar-Hochwald
und Hermeskeil sind äußerlich gesund erscheinende Buchen mit
grünem Bast und grüner Krone intensiv befallen. Davon sind in
einigen Beständen bis zu 80% der Buchen betroffen. Der Befall ist
teilweise bis ins Baumholzalter mit einem akuten Absterben einzelner Buchen
verbunden, die an ihren frisch abgewelkten, rötlichen Blättern
zu erkennen sind. Ersten Befunden zufolge, ist am Befall hauptsächlich
der Laubnutzholzborkenkäfer (Trypodendron domesticum) beteiligt,
der nach bisherigem Kenntnisstand gesunde Buchen nicht stehend befällt.
Die Befallsdisposition ist nach den bestehenden Erkenntnissen von der
Holzfeuchte abhängig. Um festzustellen, ob eine den Befall auslösende
Schwächung der Bäume vorliegt, wurden deshalb von der Abteilung
Waldschutz der Forstlichen Versuchsanstalt Rheinland-Pfalz orientierende
Holzfeuchtemessungen durchgeführt. Da die Messergebnisse bei den
nicht befallenen und befallenen Buchen in etwa gleich hohe Holzfeuchten
zeigen, ergeben sich daraus jedoch keine Hinweise auf eine Schwächung
der Bäume. Demnach stellt sich nach wie vor die Frage, weshalb der
bisher lediglich als technischer Holzschädling an eingeschlagenen
Bäumen bekannte Laubnutzholzborkenkäfer gesunde Buchen mit offensichtlich
weitgehend unverminderter Holzfeuchte befällt. Zudem ist ungewiss,
ob der Käfer in lebenden Bäumen seine Brut abschließen
und damit auch im nächsten Jahr als Gefahr für alle umliegenden
Buchen seine Massenvermehrung fortsetzen kann. Außerdem stehen die
Fragen offen, ob und gegebenenfalls warum Einzelbäume anscheinend
in unmittelbarer Folge allein aufgrund des Holzbrüterbefalls absterben,
wie es zu einer Massenvermehrung dieses Käfers kommen konnte und
ob ein Zusammenhang mit der Buchenschleimflusskrankheit besteht.
In Rheinland-Pfalz wird bisher
keine Beteiligung von Rindenbrütern an den aktuellen Buchenschäden
beobachtet. Diesbezüglich kommen insbesondere der Befall durch den
kleinen Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor) und den Buchenprachtkäfer
(Agrilus viridis) in Betracht. Das Auftreten dieser Schädlinge wurde
in Verbindung mit Schleimfluss nach Trockenjahren und Grundwassermangel
beispielsweise von Schönherr (1980) in Oberhessen beschrieben. Solange
jedoch keine genaueren Untersuchungen vorliegen, kann die Gegenwart von
Rindenbrütern in Rheinland-Pfalz nicht grundsätzlich ausgeschlossen
werden.
Um gesicherte Aussagen über die Rolle
von rinden- und holzbrütenden Käfern im Krankheitsverlauf der
aktuellen Buchenschäden treffen zu können, ist über systematische
und intensive Untersuchungen zu klären, welche Käferarten in
welchem Umfang, in welchem Krankheitsstadium und mit welcher Wirkung beteiligt
sind. Weiterhin wird zu prüfen sein, durch welche Maßnahmen
ein weiterer Befall verhindert werden kann.
Literatur: Schönherr,
J. (1980): Neue Erkenntnisse über Buchenschädlinge: Erfahrungen
vom Buchensterben in Oberhessen. Allgemeine Forstzeitschrift, 35. Jg.,
S. 513-514
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